Neues Leben blüht aus den Ruinen

Fünf Jahre schwiegen in Europa die Waffen. Man schrieb das Jahr 1950. Bis zu dieser Zeit durften die deutschen Schützenvereine laut Bestimmung der Militärregierung nicht an die Öffentlichkeit treten. Als die Bundesrepublik ein Jahr nach der Währungsreform - 1949 - ihre Souveränität erlangte, blühte neues Leben aus den Ruinen.

Vorstand 1951
Vorstand 1951

Obwohl wir das beschlagnahmte Vereinsvermögen noch nicht zurückbekommen hatten, ergriffen die alten Schützenbrüder die Initiative. Am 24. April 1950 regte der langjährige 1. Vorsitzende Gerhard Nillies während einer Besprechung die Wiedergründung des Vereins an.

Da 57 Mitglieder anwesend waren, wurde aus dieser Besprechung eine Gründungsversammlung. Allgemein herrschte die Meinung vor, den Schützenverein Ostenfeldmark trotz der furchtbaren Opfer, die Front und Heimat gebracht hatten, in Zukunft wieder zu fördern und ihn zu der früheren Größe und dem früheren Ansehen zu führen.

Einstimmig wurden die Wahlen für den ersten Nachkriegsvorstand getätigt. Karl Pelster übernahm das Amt des ersten Vorsitzenden. Seine engsten Mitarbeiter wurden Wilhelm Blumbäcker (2. Vorsitzender), Fritz Homann (1. Schriftführer), Hermann Wierbrügge (2. Schriftführer), Fritz Schwenner (1. Kassierer) und Fritz Rogge, Grüner Weg (2. Kassierer).

 

Von einem herben Verlust betroffen

Neue Satzungen wurden in der Vorstandssitzung vom 7. Mai 1950 ausgearbeitet und die Eintragung in das Vereinsregister beschlossen. Bei der zuständigen Stelle in Celle wurde die Rückgabe des laut Kontrollratgesetz beschlagnahmten Vereinsvermögens beantragt.

Bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges zählte der Verein 264 Mitglieder. Bei der Wiedergründung im April 1950 ließen sich 130 Mitglieder eintragen. Am letzten Tag des Jahres 1950 waren es bereits 181.

Hofstaat 1951
Hofstaat 1951

Im November 1950 wurde der Schützenverein Ostenfeldmark von einem herben Verlust betroffen. Große Trauer herrschte um den Tod des früheren 1. Vorsitzenden Gerhard Nillies. Über 40 Jahre war er den Ostenfeldmärkern ein vorzüglicher und allzeit beliebter Vereinsführer gewesen. In schweren und in guten Tagen war er für den Verein das Symbol der Treue und der Kameradschaft. Ihm zu Ehren wurde auf dem Grundstück an der Lippestraße eine junge Eiche gepflanzt, die als "Nillies-Eiche" die Erinnerung an diesen verdienstvollen Schützenbruder bis auf den heutigen Tag wachgehalten hat.

Gerhard Nillies sollte es also nicht mehr vergönnt sein, mit uns das erste Nachkriegsschützenfest am 23. und 24. Juni 1951 im Kurhaus Bad Hamm zu feiern. Zu diesem Schützenfest, das mit dem 60jährigen Vereinsbestehen zusammenfiel, verpflichteten wir die Knappenkapelle der Zeche Heinrich Robert.

Mit einer Ehrenurkunde für 50jährige Vereinstreue wurden Fritz Rogge, Johann Kirse, Heinrich Krabus, Friedrich Schwenner (Lippestraße), Friedrich Schwenner (Alter Uentroper Weg), Wilhelm Poggel, Heinrich Poggel, Heinrich Krabus, Wilhelm Braukmann und Bernhard Junkermann ausgezeichnet.

Im Mai 1952 wurde in Hamm der Stadtverband der Hammer Schützenvereine gegründet. Wir traten diesem Stadtverband bei. Unser Vereinsvorsitzender Karl Pelster nahm das ehrenvolle Angebot an, in diesem Stadtverband den Posten des 2. Vorsitzenden zu übernehmen. Im selben Jahr feierten wir vom 27. bis zum 29. Juni das Schützenfest im Kurhaus.

 

Grundlage für den Jugendsport

Ende 1953 gehörten unserem Verein 314 Mitglieder an.

Einen bedeutsamen Entschluss fasste die Jahreshauptversammlung am 10. Januar 1954. Trotz der finanziellen Mehrbelastung stimmten die Mitglieder mit überwältigender Mehrheit einem Antrag des Vorstandes auf Beitritt zum Deutschen Schützenbund zu. Diesem Bund hatten wir bereits vor dem zweiten Weltkrieg seit 1934 angehört.

Hierbei war die Auffassung entscheidend, dass man nicht nur die Geselligkeit pflegen sollte, sondern der Jugend und auch den übrigen Mitgliedern die Möglichkeit geben wollte, am sportlichen Schießen teilzunehmen. Durch diesen Entschluß, dem DSB beizutreten, schuf man, ohne es zu diesem Zeitpunkt zu ahnen, die Grundlage für den Bau des Jugendsportheims.

Beim Schützenfest im Jahre 1954 ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Bernhard Günnewig konnte dem Schützenverein einen Schellenbaum vorantragen.

Eine besondere Ehrung wurde dem langjährigen Mitglied Hubert Stoffer zuteil. Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde er zum Ehrenschießwart ernannt. Bei der Überreichung der Urkunde würdigte der 1. Vorsitzende Karl Pelster die Verdienste des von echtem Schützengeist beseelten Ehrenschießwartes.

 

Delikate Erbsensuppe: Marke "Frigge"

1955 veranstalteten wir neben dem Schützenfest ein großes Kurhauskonzert. Zu diesem Konzert verpflichteten wir das Blasorchester der Essener Jäger und Schützen. An diesem 11. September 1955 war uns zwar kein gutes Wetter beschieden, doch der Kurhaussaal war voll besetzt.

Ein Jahr später wurden die Schützenbrüder Fritz Schlieper und Heinrich Krabus für 50jährige Vereinszugehörigkeit geehrt.

Vom Schützenfest der Ostenfeldmärker des Jahres 1957 (21.-23.6.) sprechen unsere alten Schützenbrüder heute noch. Erstmalig wurde damals im Festzug eine Gulaschkanone mitgeführt. Für die marschierenden Schützen "zauberte" Ferdinand Frigge eine delikate Erbsensuppe.

Am 11. Mai 1958 fand im Kurhaus ein großes Konzert der damals besten britischen Militärkapelle, der "1st Bn The Royal Northhumberland Fusiliers" statt. Das hatte Hamm bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erlebt. Die Tanz-Band, die öfter vor der englischen Königin gespielt hatte, fand vor allem bei der Jugend begeisterten Anklang. In den frühen Morgenstunden bedauerte man allgemein, dass sich die sympathischen Gäste verabschieden mussten.

 

Schützenfest 1958 ein "Regenfest"

1958 trat in der Führung des Vereins eine Änderung ein. An die Stelle des seit 1950 amtierenden und verdienten 1. Vorsitzenden Karl Pelster trat Wilhelm Blumbäcker.

Die gemeinschaftlich und im besten Einvernehmen mit dem Männer- und Jünglingsverein Ostenfeldmark durchgeführten Herbst- und Karnevalsveranstaltungen wurden infolge der zu großen Mitgliedzahl in beiden Vereinen ab 1958 getrennt aufgezogen. Diese Regelung wurde auf freundschaftlicher Basis getroffen und fand auch allgemeine Billigung.

1958 veranstalteten wir in Gemeinschaft mit der "Großen Hammer Karnevalsgesellschaft" das Karnevalsfest im Kurhaus Bad Hamm.

Das Schützenfest 1958 (19.-22.6.) ging als ein "Regenfest" in unsere Annalen ein. Trotz der Schlechtwetterlage wurden die angesetzten Umzüge bei strömendem Regen ungekürzt abgehalten. Der 1. Vorsitzende Wilhelm Blumbäcker stiftete eine Gedenkmünze, die den teilnehmenden Schützen als "Regenorden" überreicht werden sollte. Ebenso wie dieses Schützenfest fiel später dann auch die vorgesehene Ordensverleihung "ins Wasser".

Einen großen Erfolg zeitigte unsere Karnevalsveranstaltung 1959. Wegen Überfüllung musste der große Kurhaussaal geschlossen werden. Wie schon im Vorjahr begeisterte der Essener Folkwangschüler Jochen Tietz die Festteilnehmer mit seinen stimmungsvollen Vorträgen.

1959 wurden wir bei unserem Schützenfest für das schlechte Wetter im Vorjahr "entschädigt". Es gab viel Sonne, eine große Beteiligung und eine vorzügliche Stimmung. Ferdinand Frigge stand im Mittelpunkt einer würdigen Ehrung für 50jährige Vereinszugehörigkeit.

 

Eine recht dramatische Angelegenheit

Mit einer karnevalistischen Großveranstaltung im Kurhaus starteten wir in das "Olympische Jahr" 1960. Die Große Hammer Karnevalsgesellschaft, die Karnevalsgesellschaft Neheim-Hüsten und Jochen Tietz sorgten dafür, dass die Stimmungswellen sehr hoch schlugen. Die Stimmung konnte auch dadurch nicht getrübt werden, dass im Saal weder geraucht noch getrunken werden durfte.

Erster Kugelfang an der Lippestraße
Erster Kugelfang an der Lippestraße

Einen glänzenden Verlauf nahm im Monat August des selben Jahres auch das Herbstfest, das wir in Zusammenarbeit mit dem Männer- und Jünglingsverein Ostenfeldmark aufzogen. Hauptanziehungspunkt war eine Wasserorgel.

Inzwischen war das Jugendsportheim seiner Vollendung entgegengegangen. Es wurde am 28. Januar 1961 seiner Bestimmung übergeben.

Schlechte Kontrollmöglichkeiten und andere organisatorische Schwierigkeiten im Kurhaus waren für den Beschluss ausschlaggebend, künftig unsere Schützenfeste und auch andere Veranstaltungen auf dem vereinseigenen Gelände durchzuführen. Der günstige Kauf eines Kugelfangs ermöglichte es, dass auch das Vogelschießen auf unserem Platz stattfinden konnte.

Problematisch war das Aufstellen des Kugelfangs, da der zur Verfügung stehende Kran diese Arbeit nicht bewältigen konnte. Dank der guten Verbindungen zu der in Hamm stationierten englischen Einheit wurden aber auch diese Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt. Es war allerdings schon eine recht dramatische Angelegenheit, als englische Pioniere unter Leitung ihres Kommandeurs den Kugelfang aufrichteten.

Die folgenden Schützenfeste auf unserer vereinseigenen Anlage durften den Anspruch erheben, wirkliche Volksfeste für die Ostenfeldmark gewesen zu sein. Sie wurden getragen von echtem Schützengeist und der Bereitschaft zu helfen, wenn es im Interesse des Vereins erforderlich war.

(Auszug aus der Festschrift zum 75jährigen Vereinsjubiläum)

[Königspaar 1964] [Vorstand 1965] [Erweiterter Vorstand 1965]

 

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